Castel Grande
Castel Grande ist die grösste der drei Burgen, die samt der Wehrmauer und der Stadtmauer die Festung von Bellinzona bilden. Castel Grande wurde auf einem Hügel erbaut, der seit über 6000 Jahre bewohnt ist.
Im Zuge der tausendjährigen Geschichte wurde der Hügel, auf dem sich Castel Grande befindet, mehrmals besiedelt, bebaut und beherrscht: davon zeugen neolithische Siedlungen aus dem 6. Jahrtausend v. Chr., römische Besatzungen, die ersten Befestigungsanlagen aus dem 4. Jahrhundert n. Chr., die Langobarden und die Franken zwischen dem 6. und 8. Jahrhundert und der Sitz des Bischofs von Como im Mittelalter.
Die heute noch erhaltene Festung geht jedoch auf das Spätmittelalter, d.h. zwischen dem 13. und dem Ende des 15. Jahrhunderts, zurück: Eine erste Bauphase im 13. Jahrhundert überschnitt sich mit einer zweiten „Mailänder“-Periode (1473-1486) am Ende des 15. Jahrhunderts. Infolge der eidgenössischen Staatshoheit über die Grafschaft Bellinzona (1500) wurde das Castel Grande 1506 in Castello di Uri und im Jahr 1818 – nach der Unabhängigkeit des Kantons Tessin (1803) – in San Michele umbenannt.
Die südlich gelegenen Gebäude der Burg, in denen sich heute das archäologisch-historische Museum befindet, dienten vor allem als Militärstandort. In Friedenszeiten war hier der Kastellan untergebracht, der von mindestens zwanzig Fussoldaten zum Schutze der Festung begleitet wurde. Das Castel Grande, das in Kriegszeiten oft als Stationierungsort für die nach Bellinzona entsandte Besatzung diente, musste unpassierbar sein: Nur wer ein Dokument mit herzoglichem Siegel vorweisen konnte, hatte Zutritt zur Festung.